Über 2o Jahre Friedensbrücke Geldern

Der Verein Friedensbrücke Geldern e.V. wurde im Jahr 1994 gegründet. Damaliger Anlass war das Grauen des Krieges in Bosnien, der durch seine Präsenz in den Medien und durch den Kontakt mit in Geldern wohnenden Flüchtlingen unübersehbar geworden war. Diese kamen auch aus dem belagerten Ostteil der Stadt Mostar, der fast ein Jahr von der Außenwelt abgeschnitten war -Über 50.000 Menschen auf engstem Raum ohne Wasser, Strom und ohne eigene Lebensmittelversorgung. Die große Not und Verzweiflung der dort eingeschlossenen Menschen veranlasste die Vereinsgründer, etwas zu unternehmen.

Erste Hilfe Bosnien-Herzegowina

In den ersten Jahren gingen unsere Hilfstransporte zunächst vor allem in die Stadt Mostar, später auch in andere bosnische Städte wie Sanski Most, Tuzla und Sarajevo.

Die Bandbreite der gelieferten Waren würde mehrere Seiten füllen, daher hier nur die wichtigsten: Nahrungsmittel, Hygieneartikel, Medikamente, Pflanzkartoffeln, Saatgut, Baumaterial, Werkzeug, Kleidung, Spielsachen, medizinisches Gerät, Krankenhausbedarf, Schulmaterial, Kindergartenausstattungen, Traktoren, Ersatzteile, Krankenwagen, Bürotechnik .

Zerstörtes Kosovo

Es folgten weitere Hilfstransporte in die Provinz Kosovo – Ein von Krieg und Hass zerstörtes Land mit einer traumatisierten Bevölkerung. Auch die Gelderner Flüchtlinge, die inzwischen zurückgekehrt waren, brauchten unseren Beistand beim Wiederaufbau ihrer Heimat.

Zeitgleich unterstützten wir mehrere Krankenhäuser in der Region sowie das Hilfsprojekt „Amica“, das sich um kriegstraumatisierte Frauen und Kinder kümmerte.

Das Logo unseres Vereins zeigt die alte Brücke von Mostar, die im Krieg zerstört und inzwischen wieder aufgebaut wurde. Dieses Wahrzeichen verdeutlicht unser Anliegen, in Kriegs- und Krisenzeiten eine Brücke zu denen zu bauen, die sich von der übrigen Welt vergessen fühlen.

Große Not in Rumänien

Manchmal ist das Brückenbauen leichter als man denkt. Wie beispielsweise zu dem kleinen Jungen in einem rumänischen Kinderheim, der seinen Namen auf einem Päckchen las und es kaum glauben konnte, dass ihm jemand im 2.000 km entfernten Deutschland eine Freude machen wollte.

In diesem Kinderheim, in dem an Tuberkulose erkrankte Kinder untergebracht waren, fehlte es bei unserem ersten Besuch im Jahr 1998 an allem; es gab nicht einmal genug zu essen. Die Gebäude waren marode und der Heizöltank mitten im Winter fast leer. Das Maß der Armut in Rumänien überwältigte uns.

Für uns Anlass genug, zu helfen und nicht nur das Kinderheim im ostrumänischen Vama, sondern auch den örtlichen Kindergarten, die Schule sowie ein benachbartes Altenheim mit Hilfsgütern zu beliefern.

Über viele Jahre versorgten wir diese Einrichtungen mit vielen Tonnen Lebensmitteln und Hygieneartikeln, aber auch mit Mobiliar, Heizöl, Kleidung und vielem anderem, das fehlte.

Im Juli 1999 konnte Schwester Carmen vom Sankt-Josef-Orden in Cluj (Klausenburg) mit der nötigen Sach- und Finanzhilfe aus Geldern die lange geplante Suppenküche einrichten.  Mit ihrem Helferteam versorgte sie täglich rund 150 Menschen, darunter viele Straßenkinder und obdachlose Erwachsene mit einer warmen Mahlzeit und Brot. Auf den Listen der Schwestern standen noch etwa fünfhundert weitere hilfsbedürftige Personen, die regelmäßig besucht und – soweit vorhanden – mit dem Nötigsten versorgt wurden.

Der Beitritt Rumäniens in die EU im Jahr 2007 brachte viele Veränderungen. Kinderheime wurden aufgelöst, Altenheime privatisiert, die Suppenküche entsprach nicht mehr den geforderten Normen. An gleicher Stelle hat die Sozialstation der griechisch-katholischen Kirche eine „Tafel“ und Kleiderkammer eingerichtet und verteilt nun die von der Friedensbrücke „gelieferten“ Sachspenden an Notleidende, denen die grundsächlichsten Dinge zum Leben fehlen.

 

Hilfe reicht bis Sri Lanka

Eine Naturkatastrophe gewaltigen Ausmaßes ereignete sich an Weihnachten 2004, als ein Tsunami das Leben von Hundertausenden in Südostasien forderte. Allein in Sri Lanka waren über 38 000 Todesopfer zu beklagen. Innerhalb weniger Minuten hatte die Flutkatastrophe den Überlebenden alles genommen. Ihre Familien, ihr Zuhause und oft auch jeden Lebenswillen.

Der neue Traktor ist ständig im Einsatz bei der Versorgung der Tsunami-Flüchtlinge und beim Transport von Baumaterialien.

Durch den Kontakt zu Pfarrer Anandarajah und seinen Mitarbeitern in der Sozialstation AHSRAM in Kalkudah, im Nordosten Sri Lankas konnten wir schon kurz nach der Katastrophe Soforthilfe leisten und vielen Menschen an der völlig zerstörten Ostküste beim Wiederaufbau helfen.

Die mit Spendenmitteln errichtete Zementsteinefabrik hilft beim Wiederaufbau und sorgt für Arbeitsplätze.

 

 

 

Neue Werkzeuge und neue Transportfahrräder ermöglichten vielen Betroffenen den gelernten Beruf wieder aufzunehmen. Verschiedene Ausbildungsprogramme (zum Schweißer, Schreiner, Schneiderin, Elektro-techniker etc.) und die nötige Starthilfe für eine eigene Erwerbsmöglichkeit sorgten für neuen Mut und Lebensperspektive. Die gleichzeitig begonnene psychosoziale Betreuung half Betroffenen die traumatischen Erlebnisse des Tsunami zu verarbeiten.

Nach wenigen Jahren des Waffenstillstands flammte der Bürgerkrieg im Jahr 2006 erneut wieder auf. Zehntausende flüchteten, um den militärischen Auseinandersetzungen zu entgehen.

Ein kleines Krankenhaus in der Nähe eines der Kampfgebiete wurde regelrecht von Hilfe suchenden Flüchtlingen überrannt. Sie waren zwischen die Kampflinien geraten und viele waren durch Schüsse oder Granatsplitter verletzt. Hier konnten wir schnell mit Medikamenten und einer größeren Menge Milchpulver für Schwangere und kleine Kinder helfen.

Der fast dreißig Jahre dauernde Bürgerkrieg wurde im Mai 2009 endlich beendet. Er hinterließ bei den Überlebenden tiefe seelische Wunden. Aufgrund der großen Nachfrage setzte AHSRAM die Trauma-Arbeit fort, diesmal zusätzlich in mehreren Schulen.

Ein weiteres Projekt hilft schon seit 2005 Kindern, die sonst nicht die Möglichkeit hätten, eine Schule zu besuchen. Zu ihnen gehört der heute 14-jährige Tanushan, der während des Bürgerkriegs seine gesamte Familie verloren hatte. Eine Bekannte nahm ihn mit auf der Flucht aus ihrem Dorf. Als sie nichts mehr zu essen hatte, wollte sie ihn in Kalkudah verkaufen. Dort riet man ihr, doch lieber im AHSRAM um Hilfe zu bitten. Heute hat Thanushan eine Ersatzfamilie und Pateneltern in Deutschland gefunden, die ihn bis zum Schulabschluss über unser Patenschaftsprojekt finanziell unterstützen wollen.

Danke an alle Aktiven und Spender

Es fällt schwer, in Kürze alle Hilfsmaßnahmen der Vergangenheit zu erwähnen, und so ist nur ein unvollständiger Rückblick möglich. Aber auch schon dieser lässt erahnen, wie groß die Hilfsbereitschaft und die Anteilnahme an den Schicksalen von Menschen in Not ist. Wir bedanken uns herzlich für die anhaltende Unterstützung, die uns darin bestärkt, weiterzumachen und Mut macht, neue Projekte zu starten.